Von wegen Science-Fiction

Heraeus setzt auf ganz besondere Kunststoffe

Mit Clevios, dem grau-blauen Wundermittel, sind faltbare Displays bald keine Zukunftsmusik mehr. Dr. Armin Sautter (l.) und Dr. Arnulf Scheel sind der perfekten Rezeptur bereits auf der Spur.
Mit Clevios, dem grau-blauen Wundermittel, sind faltbare Displays bald keine Zukunftsmusik mehr. Dr. Armin Sautter (l.) und Dr. Arnulf Scheel sind der perfekten Rezeptur bereits auf der Spur.

Im Alltag begegnen sie uns immer wieder: Materialien aus dem CHEMPARK. Manchmal machen sie sogar außergewöhnliche Produktneuheiten erst möglich. Clevios von Heraeus zum Beispiel. Es sorgt dafür, dass Displays künftig einfach zusammengefaltet werden können. Dr. Armin Sautter, Leiter Technical Service Display bei Heraeus, und sein Kollege Dr. Arnulf Scheel, Laborleiter Innovation, haben uns verraten, was es mit dem Material auf sich hat.

Unscheinbar sieht sie aus, die gräulich-blaue Flüssigkeit, die Dr. Arnulf Scheel im Labor verfeinert hat. Doch was sie kann, ist um einiges spektakulärer. Bei der Flüssigkeit handelt es sich um Clevios, eine leitfähige Polymerdispersion. Als getrocknete Schicht kann sie den elektrischen Strom leiten. Für Metalle zwar nichts ungewöhnliches, für Kunststoffe – und nichts anderes ist ein Polymer – aber schon.

Talentierte Kunststoffe

Nun trägt Scheel die Dispersion auf eine transparente Folie auf. Der industrielle Drucker erledigt den Rest und bedruckt die Folie mit einer hauchdünnen Schicht des Polymers. Nur 0,2 bis 0,5 Mikrometer dick. So dünn wie der hundertste Teil eines Haares. Dazu äußerst flexibel und transparent. Entscheidende Vorteile gegenüber Metallen. Daher eignet sich Clevios besonders für innovative Anwendungen im Elektronikbereich. Denn dort gilt es, immer mehr Funktionen auf immer kleinerem Raum zu realisieren.

Faltbare Displays

Evolution der Displays: erst biegsam, demnächst faltbar und künftig sogar rollbar.
Evolution der Displays: erst biegsam, demnächst faltbar und künftig sogar rollbar.

Derzeit arbeiten Sautter und sein Team an einer spektakulären Neuheit, auf die schon viele gewartet haben: faltbare Displays. Dafür wurde ein ganz neues Produkt entwickelt: Clevios HY E. Erste Prototypen gibt es bereits. Für Sautter und seinen Kollegen Arnulf Scheel ein spannendes Projekt. "Es ist großartig, eine Anwendung mitentwickeln zu dürfen, die man bislang nur aus Science-Fiction-Serien kennt und sie Realität werden zu lassen", so Scheel. "Ich freue mich schon auf die leuchtenden Augen des Teams, wenn die Displays dann endlich in den Läden stehen. Das ist für alle immer ein besonderer Moment."

Bis es so weit ist, wartet auf das Team aber noch Entwicklungsarbeit. Auf dem Weg zur perfekten Rezeptur muss sich das Material auch künftig noch einigen Stresstests stellen: extremen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und einer Maschine, die die bedruckte Folie pro Durchgang 300.000 Mal faltet. Auf Basis der Testergebnisse wird die Rezeptur Stück für Stück verfeinert. "Dafür benötigt man viel Erfahrung, Intuition und eine Menge Sachverstand", weiß Scheel. "Immerhin gilt es durch Zugabe bestimmter Zusatzstoffe ein Produkt herzustellen, das exakt die Eigenschaften annimmt, die der Kunde für seine Anwendung benötigt."

Mit Passion

Für das Entwicklungsteam kein Problem. Viele von ihnen arbeiten schon seit mehr als 20 Jahren bei Heraeus – damals noch Bayer – und haben Clevios bereits für die unterschiedlichsten Produktanwendungen modifiziert.

Entsprechend vertraut sind sie mit den leitfähigen Kunststoffen. Auch Sautter und Scheel sind schon lange dabei. Die passionierten Chemiker schätzen vor allem die hohe Innovationskraft ihrer Tätigkeit. "An der Chemie fasziniert mich allgemein, dass man immer wieder Neues entstehen lassen kann. Auch Dinge, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte. Leitfähige Polymere zum Beispiel", so Sautter. "Ein wirklich sehr besonderes Material. Mittlerweile hat es schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel. Trotzdem ist es immer noch innovativ und eignet sich für immer neue Zukunftstechnologien."


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