Mit wachsamem Blick

Die Anlagen im CHEMPARK müssen sich – genau wie Autos – regelmäßig einer Überprüfung durch den TÜV unterziehen. Nur wenn sie bestehen, dürfen sie in Betrieb bleiben.
Der Ingenieur namens The Hiep Nguyen leuchtet mit einer Taschenlampe in einen Wärmetauscher in einer Werkstatt. Er geht einmal um den etwa drei Meter langen Apparat herum und leuchtet in das andere offene Ende. Seinen Augen entgeht nichts – nicht einmal die kleinste auffällige Stelle. „Das hier ist nicht schlimm, das ist nur oberflächlich“, murmelt er. Danach überprüft er, ob der Apparat dem erforderlichen Druck standhalten kann. Funktioniert alles, wie es soll? Erst wenn Nguyen grünes Licht gibt, darf der Wärmetauscher die Werkstatt verlassen und an seinem Einsatzort montiert werden.
Nguyen ist Mitarbeiter der TÜV SÜD Chemie Service GmbH, einem spezialisierten Dienstleister für die Chemie- und Prozessindustrie, der in allen großen deutschen Chemieparks tätig ist. Die Experten prüfen regelmäßig die Maschinen und Apparate in den Anlagen des CHEMPARK auf ihre Betriebssicherheit. So auch diesen Wärmetauscher des CHEMPARK-Partners Covestro: ein Hohlzylinder, durch den viele Rohre mit kleinem Durchmesser laufen. Durch die Rohre wird Wasser gepumpt. Es kühlt das chemische Produkt, das für die Herstellung von Kunststoffen beispielsweise für Autoteile verwendet wird. Doch bevor der Apparat in einer Chemieanlage zum Einsatz kommt, wird ihn ein TÜV SÜD-Sachverständiger nach dessen Einbau dort ein weiteres Mal kontrollieren und ihn für den vorgesehenen Betrieb sicherheitstechnisch freigeben. Erst dann ist er betriebsbereit.

Prüfen und sichten
TÜV SÜD macht bei jedem Apparat zuerst eine Ordnungsprüfung und dann eine technische Überprüfung. Die Ordnungsprüfung findet am Schreibtisch statt. „ Jedes Gerät hat einen eigenen Ordner. In dem enthalten sind die Baupläne und Papiere, wie beispielsweise Eignungsnachweise und Gutachten. Auch unsere Inspektionen werden darin vermerkt“, erklärt Nguyen. Da der Wärmetauscher aus dem Lager noch nicht in Betrieb war, ist der Ordner verhältnismäßig dünn. „Aber ein paar Prüfungen hat er auch schon hinter sich“, merkt Nguyen an. Schon die Baupläne mussten vom TÜV freigegeben werden. Erst dann wurde der Apparat gebaut. Auch danach hat eine Überprüfung stattgefunden. Jetzt also erneut.
„Die Papiere habe ich alle schon gesichtet, jetzt geht’s zur technischen Prüfung.“ Diese beinhaltet auch die Sichtprüfung, bei der Nguyen sich nur mit einer Taschenlampe ausgestattet alles genau anschaut. Auch das Apparateschild wird überprüft: „Es ist wie eine Geburtsurkunde. Darauf stehen die wichtigsten Daten zur Identifizierung. Ich vergleiche die Angaben darauf mit meinen Unterlagen.“ Nguyen hat Chemische Verfahrenstechnik studiert. Nach jahrelanger Berufserfahrung als Betriebsingenieur wechselte er vor sieben Jahren die Seiten – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ein Betrieb muss seine Anlagen regelmäßig durch eine unabhängige Stelle kontrollieren lassen. Um Prüfer werden zu können, ist neben der eigentlichen Berufsausbildung eine intensive und fortlaufende Weiterbildung notwendig. Nguyen schätzt an seinem Job unter anderem, wie sich die Kollegen unterstützen: „Jeder bringt sein eigenes Vorwissen mit, eine enge Zusammenarbeit ist wichtig.“
Ohne Beanstandung
Jetzt ist er mit dem Wärmetauscher zufrieden. „Das sieht alles sehr gut aus.“ Auch die später erfolgte praktische Überprüfung besteht der Apparat „ohne Beanstandung“. Das heißt: Dem Einbau in die Covestro-Produktionsanlage steht nichts mehr im Wege. Und dann geht es für den 49-Jährigen auch schon weiter zum nächsten Prüftermin.