Spezialist für Kundenwünsche

Über 80 steile Stufen führen hinauf zu dem Arbeitsplatz von Dr. Oliver Meyer. Von seinem Büro im dritten Stock aus hat er einen weiten Blick über den südlichen Teil des Leverkusener CHEMPARK. Meyer ist Betriebsleiter bei Saltigo, einer Tochtergesellschaft von LANXESS. Er arbeitet im "Zentralen Technikum Organisch", dem ZeTO, im Herzen des CHEMPARK.
Jeden Tag geht Meyer zahlreiche Schritte treppauf und treppab – vom Büro in den Betrieb, zurück ins Büro: zur Absprache von Details mit seinen Kollegen oder zu Kontrolle der laufenden Produktionen. Dazu hat er immer seine gelbe Taschenlampe bei sich, um beispielsweise Rohrleitungen in der Staffel zu verfolgen oder um den Inhalt in einem der zahlreichen Rührwerkskessel zu begutachten.
Gemeinsam mit anderen Chemikern, Ingenieuren und Experten sorgt Meyer dafür, dass die vielen Produktionen im ZeTO möglichst reibungslos laufen. Immer natürlich in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen auf Wechselschicht, die die Anlagen rund um die Uhr betreuen.
Komplexe Prozesse
Als sogenannte "Vielstoffanlage" stellt das ZeTO hauptsächlich Wirkstoffe und Zwischenprodukte für die Agrar- und Pharmaindustrie mittels chemischer Synthese her. Synthese ist in der Chemie ein Verfahren, bei dem aus Rohstoffen neue Moleküle oder neue Zwischenprodukte entstehen. Meyers größte Herausforderung dabei ist die Fülle der Produkte, die zeitgleich hergestellt werden, und ein Produktionsplan, der sich nahezu täglich ändern kann. Meyer liebt diese komplexen Rahmenbedingungen. "Die Arbeit im ZeTO wird nie langweilig", sagt er freudestrahlend.
Vielfalt auf Bestellung

Welche Produkte genau produziert werden, richtet sich nach den Wünschen der Kunden. Wie das gesamte Unternehmen ist auch das ZeTO auf Auftragssynthese spezialisiert: Das heißt der Betrieb stellt sein Fachwissen und seine Anlagen für die vom Kunden benötigten Fertigungen zur Verfügung.
Über seine Marketingabteilung erreichen Saltigo jedes Jahr zahlreiche Anfragen zu potentiellen Neuprodukten. Wenn eine Erstbewertung dann seinen Teilbetrieb ZeTO 2 als möglichen Produktionsbetrieb identifiziert hat, prüft Meyer die chemisch-technische Umsetzbarkeit und die Verfügbarkeit der benötigten Anlagen. Im Anschluss daran schätzen Ingenieure die notwendigen Investitionskosten für den Aufbau der neuen Anlage ab. So entstehen bei erfolgreichen Anfragen aus ersten groben handschriftlichen Skizzen und Notizen Schritt für Schritt Verfahrensfließbilder und detaillierte Rohrleitungs- und Installationspläne für jeden einzelnen Apparat, die dann von Technikern am Computer gezeichnet werden.
Produktionspläne fest im Griff
Der Produktionsplan im ZeTO ist ein buntes Puzzle aus unterschiedlichsten Kundenaufträgen und reicht, was die Mengen angeht von einigen hundert Kilo bis zu mehreren tausend Jahrestonnen. Zwei Kollegen kümmern sich hauptverantwortlich um die Planung. Sie bilden die Belegung der zahlreichen Rührwerksbehälter, Vorlagen und sonstigen Apparate in einem elektronischen Planungstool für alle sichtbar ab. In dieser Woche gilt es, zehn gleichzeitig laufende Produktionen zu koordinieren, die aktuell im Teilbetrieb von Meyer parallel laufen. Dazu kommt dann noch einmal die gleiche Anzahl von Produkten im Schwesterbetrieb ZeTO 1.
Auch die Dauer der Produktionskampagnen im ZeTO sind sehr unterschiedlich. Das reicht von ganzjährigen "Dauerläufern" bis zu kurzen Kampagnen, die zum Teil nur wenige Wochen dauern. Am spannendsten und sicherlich die größte Herausforderung sind jedoch die vielen Erstproduktionen, Pilotierungen genannt, bei denen ein chemisches Verfahren erstmals aus dem Labor- in den Produktionsmaßstab überführt wird.
Zur richtigen Zeit die richtige Menge in der richtigen Qualität fertig stellen
Was die Produktion im ZeTO darüber hinaus auszeichnet, ist die schnelle Reaktionszeit auf Kundenanfragen. Aufgrund der behördlichen Genehmigungen, über die das ZeTO verfügt, können neue Synthesen auch kurzfristig umgesetzt werden. Deshalb kann das ZeTO hier deutlich flexibler reagieren als andere Betriebe. Das bringt allerdings auch viele Produktwechsel im Jahr mit sich. Auf dem Schreibtisch von Dr. Oliver Meyer stapeln sich Diagramme und Checklisten. Seinen Kalender hat er immer im Blick, um die detaillierten Pläne für die Produktionsmengen möglichst exakt einhalten zu können.
Mit den häufigen Produktwechseln sind dann auch immer notwendige Reinigungs- und Umrüstarbeiten verbunden. Unterschiedliche Fachleute und Gewerke arbeiten dabei Hand in Hand, da häufig Anlagenteile auch ganz neu verrohrt werden müssen, um für das nachfolgende Produkt vorbereitet zu sein. Hier zählt jeder Tag, damit die nachfolgende Produktion pünktlich beginnen kann und der Kunde zum gewünschten Zeitpunkt seine Lieferung erhält. „Das ist alles Teamarbeit – nur so kann es gelingen. Im ZeTO gibt es hierzu klar definierte Produktteams, die sich dann jeweils um eine Handvoll Produkte kümmert,“ so Meyer.
Permanente Investitionen – Anlagen hoch modern
Auch wenn das ZeTO mittlerweile fortgeschrittenen Alters ist, das kürzlich bereits den fünfzigsten Geburtstag feierte, so ist es doch topmodern. Dafür hat Saltigo in all den Jahren immer wieder investiert und erst kürzlich 60 Millionen Euro in zwei neue Mehrzweck-Produktionslinien im ZeTO sowie in den Aufbau eines benachbarten Tankcontainer-Lagers gesteckt.
Insgesamt hat das ZeTO nach dem Ausbau Rührwerkskessel mit einer Kapazität von insgesamt 470 Kubikmetern, was dem Inhalt von über 3.000 Badewannen entspricht.
