Die Kanalisation des Chemieparks wird laufend kontrolliert
"Unterwelt" unter Beobachtung

Circa 650 Kilometer an Kanälen erstrecken sich insgesamt unter den drei CHEMPARK-Standorten. Um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen, wird die Kanalisation kontinuierlich untersucht. Dabei kommt den Kontrolleuren ein besonderer "Mitarbeiter" zur Hilfe.
Das dreieckige Baustellenschild auf einer Straße im CHEMPARK Dormagen warnt ausdrücklich: Achtung Kanalarbeiten. Dahinter gähnt ein großes Loch. Langsam seilen die Kontrolleure ein Gerät, circa ein Meter lang und etwas dicker als ein Tischbein, in die Tiefe hinab. An der Spitze sitzt ein Kameraauge, flankiert von Strahlern. Vier schmale Räder an den Seiten sorgen für eine reibungslose Fortbewegung. Dank seiner Größe kommt das kleine Gefährt dorthin, wo für die Mitarbeiter meist kein Platz ist: in die Kanalisation des CHEMPARK.
Das Kamerafahrzeug liefert einen Einblick in die verborgene Welt unterhalb der Straßen und Betriebe. Ein enorm wichtige Aufgabe, denn die Kanalisation muss sich jederzeit in einem einwandfreien Zustand befinden und funktionsfähig sein. Sollte sich etwa Abwasser aufgrund eines Engpasses an einer Stelle zurückstauen, wäre ein Kanal schnell komplett geflutet und es könnten keine weiteren Abwässer eingeleitet werden. Dann ginge in dem betroffenen CHEMPARK-Bereich gar nichts mehr: Produktionsstopp – und mögliche Schäden durch Ausfälle in Millionenhöhe.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, wird die Kanalisation laufend untersucht. Diese Aufgabe liegt für die Hauptkanäle in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen beim CHEMPARK-Manager und -Betreiber CURRENTA. Dieser unterstützt auch die ansässigen Unternehmen bei der Erfüllung dieser Aufgabe. Der Gesetzgeber verpflichtet jeden Kanalbetreiber, seine Netze im Turnus von 15 Jahren einmal komplett zu kontrollieren. Eine Mammutaufgabe: "Die Kanalisation unter den drei Standorten hat eine Länge von circa 650 Kilometern", berichtet Hans-Joachim Rohr, Leiter der Abteilung Infrastruktur in Dormagen. "Das entspricht ungefähr der Strecke von hier bis nach Berlin." Um das zu schaffen, wird die gesamte Kanalisation einer kontinuierlichen Inspektion unterzogen.
Dabei setzt CURRENTA auf die Unterstützung durch externe Unternehmen. Die rücken bei einem Routine-Einsatz zunächst mit einem Spülfahrzeug an. Von dort wird ein Schlauch in den Kanal gelegt und mit Wasser unter hohem Druck der betreffende Abschnitt gereinigt. Dann kommt das Kamera-Fahrzeug in der CHEMPARK-"Unterwelt" zum Einsatz. Was der kleine "Kerl" mit dem großen Auge dabei filmt, sehen die Kanal-Kontrolleure oben in ihrem Wagen auf Monitoren und werten es aus. Selbst feinste Risse werden dokumentiert.
"Eine Kopie der Aufnahme geht zudem immer an die Kollegen der Betriebsdatendokumentation im Bereich Infrastruktur", weiß Rohr. Auf Grundlage der Aufnahmen wird dort jede Haltung einer Schadensklasse zugeordnet und somit dem jeweiligen Betreiber eine Handlungsempfehlung gegeben.
Mittlerweile liegen rund 42.000 Videosequenzen vor, die zentral gespeichert und jederzeit abgerufen werden können, etwa als Nachweis bei späteren Behördenanfragen. Und dann wird schon wieder ein neuer Kanaldeckel an einer anderen Stelle abgehoben. Denn bis nach Berlin ist es ein weiter Weg.
Einen Videoclip zu dem Thema mit Hans-Joachim Rohr finden Sie hier: Blick in die Röhre auf Mausklick.