RC-Aktion: Betrunken vor Ablenkung

Die Unaufmerksamkeit am Steuer durch Smartphones und Co. fordert inzwischen mehr Verkehrstote als Alkohol. Warum ist es so schwer, das Handy einfach mal zu ignorieren?
Die gute Nachricht zuerst: Die Anzahl von Verkehrsunfällen aufgrund von Alkoholeinfluss ist seit Jahren rückläufig. Im Jahr 1999 gingen deutschlandweit noch 14,3 Prozent aller bei Verkehrsunfällen getöteten Personen auf das Konto von Alkoholeinfluss. 2018 waren es nur noch 7,5 Prozent, 244 Menschen starben. Eine strenge Promillegrenze sowie die soziale Ächtung von Alkoholfahrten haben Wirkung gezeigt. Nun die schlechte Nachricht: Unfälle wegen der Benutzung des Handys haben Konjunktur. Der Wert ist nicht exakt zu bestimmen, aber Experten gehen davon aus, dass jährlich mindestens 500 Menschen auf deutschen Straßen aufgrund von Ablenkung, meist hervorgerufen durch das Smartphone, sterben.
5 Sekunden, 70 Meter
Schnell die Nachricht lesen, mal eben die Mailbox abhören und nur gerade ein Like auf Instagram hinterlassen – das sind kurze Momente der Unaufmerksamkeit, die dramatische Folgen haben können. Denn wer bei 50 km/h drei Sekunden auf das Handy schaut statt auf die Straße, ist in dieser Zeit fast 42 Meter im Blindflug unterwegs. Bei fünf Sekunden sind es sogar fast 70 Meter! Die Folgen dieses Blindflugs hat die Sachverständigenorganisation DEKRA kürzlich auf einem Verkehrsübungsplatz demonstriert. Probanden sollten mit 30 km/h durch einen Parcours fahren und nebenbei Smartphone-Nachrichten schreiben. Währenddessen trugen sie eine so genannte Eyetracking-Brille, die die Augenbewegungen per Kamera verfolgt und damit zeigen kann, wohin der Träger schaut. Viele der Probanden reagierten auf einen Ball, der plötzlich über die Straße rollte, überhaupt nicht. Wenn man bedenkt, dass hinter einem Ball oft ein Kind auf die Straße läuft, wird klar, wie gefährlich die Ablenkung in diesem Fall ist. Mehrere Probanden überfuhren außerdem ein rotes Ampelsignal. Psychologen sprechen von einer so genannten „Inattentional Blindness“, also einer Unaufmerksamkeits-Blindheit: Man fokussiert die Aufmerksamkeit so auf das Smartphone, dass Umgebungsreize und Hinweise auf mögliche Gefahren komplett ausgeblendet werden – immer wieder mit verheerenden Folgen.
Süchtig nach Dopamin
Natürlich begreift jeder vernünftige Mensch, wie gefährlich solche Situation sein können. Und trotzdem verhalten wir uns immer wieder falsch. Einerseits aus Selbstüberschätzung, weil wir denken, den Verkehr locker auch aus dem Augenwinkel überwachen zu können. Andererseits ist die Anziehungskraft des Smartphones größer als wir zugeben wollen. Man weiß inzwischen, dass positive soziale Interaktion, selbst wenn sie nur digital stattfindet, zu einer starken Ausschüttung des Glückshormons Dopamin führt. Besonders Social-Media-Apps machen sich das zunutze – und das kann im schlimmsten Fall zu einer regelrechten Smartphone-Sucht führen. Deshalb verwundert es nicht, dass mehr als die Hälfte aller Autofahrer, die ein Handy besitzen, damit regelmäßig während der Fahrt hantieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der DEKRA. Und eine bundesweite Verkehrsbeobachtung von mehr als 15.000 Pkw-Fahrern hat gezeigt, dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt durchschnittlich sieben Prozent der Autofahrer durch ihr Handy vom Fahren abgelenkt sind.
Flugmodus für das Auto
Deshalb gilt beim Autofahren: Smartphone am besten in der Tasche lassen! Auch die Beifahrer sollten darauf bestehen, dass sich der Pilot auf den Verkehr konzentriert. Apropos Pilot: Um wirklich nicht gestört zu werden, könnte beispielsweise vor Fahrantritt der Flugmodus aktiviert werden. Wer sein Handy zum Navigieren nutzt und daher der Flugmodus nicht in Frage kommt, der könnte wahlweise die Push-Benachrichtigungen seiner Apps abschalten. So kommt man gar nicht erst in Versuchung, seiner Dopaminsucht nachzugeben. Schließlich würden wir auch nicht zum Schnaps greifen, wenn wir am Steuer sitzen.
Daten und Fakten
Schwerpunkt: Autofahrer

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