Der CHEMPARK Dormagen bietet ansässigen Betrieben einen einzigartigen Service
Hightec für saubere Luft

Der Blick durch die kleinen Bullaugen in die Brennöfen der Thermischen Abluftverbrennungsanlage (TVA) ist imposant. Gelb-orange flackert das Feuer in dem linken, blau-violett lodert es in dem rechten Brennofen. Dahinter verbirgt sich die sauberste Art und Weise, die Abluft der angeschlossenen Betriebe zu reinigen.
Ein Meilenstein war es schon damals, Anfang der 70er Jahre, als im Dormagener Chemiepark die erste zentrale Abluftverbrennungsanlage in Betrieb genommen wurde. Davon zeugt noch heute ein wuchtiger Schornstein, der über der Anlage weit in den Himmel ragt. Nach mehreren Modernisierungen und der Nachrüstung mit aktueller Technik, sorgt heute ein komplexes System aus Rohren, Kesseln, Motoren und den speziellen Brennöfen dafür, dass die Luft über Dormagen und darüber hinaus sauber bleibt.
Mehr als 30 Betriebe im CHEMPARK Dormagen sind an die TVA angeschlossen und leiten ihre Ablüfte zur Reinigung und umweltfreundlichen Entsorgung darüber ab. Der Prozess startet, indem die Abluftströme mit einem starken Drall in die Brennräume eingebracht werden. Um die Abluft auf Temperaturen von 830 Grad Celsius zu erwärmen, wird Erdgas und Luft als Brennstoff verwendet. Bei der Verbrennung werden alle organischen Bestandteile zu CO2 und Wasser umgesetzt, Bestandteile wie Chlor, Schwefel oder Brom werden in der der Rauchgasreinigung ausgewaschen.
Nach dem Verbrennungsprozess ist eine Wärmerückgewinnung nachgeschaltet (Erzeugung von 30 bar Dampf), die das Rauchgas von 830 auf 250 Grad abkühlt. Hier befindet sich eine Rauchgasreinigung, in der mit Wasser die anorganischen Bestanteile ausgewaschen werden. Die bei der Abluftreinigung entstehenden Waschwässer werden in der Dormagener Kläranlage gereinigt. Am Ende des Prozesses tritt aus dem neueren, kleineren Kamin dann nur noch Wasserdampf und CO2 aus.
Zentrale Elemente der Anlage sind der sogenannte Regenerative Thermoreaktor, der die anfallende Verbrennungsenergie wiederverwertet sowie ein leistungsstarker Abhitzekessel, der die entstehende Abwärme ins Werksnetz einspeist. Beides führt zu CO2 Emissionsverringerungen von jährlich 18.000 Tonnen, da weniger Erdgas verfeuert werden muss. Die letzte Modernisierung der Abluftverbrennungsanlage, die zwischen 2006 und 2010 durchgeführt wurde, spart 30.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein – das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß von 10.000 Autos mit einer jährlichen Fahrleistung von 20.000 Kilometern.
Mit Netz und doppeltem Boden
Da die angeschlossenen Betriebe darauf angewiesen sind, ihre Abluft hier zu verbrennen, gibt es einen Redundanzofen, der direkt hochgefahren werden kann, falls einer der Öfen ausfallen sollte. „Hier bietet der CHEMPARK-Betreiber CURRENTA mit der zentralen TVA einen europaweit einzigartigen Service“, betont Uwe Listner, Leiter der Abfallverbrennung am Standort Dormagen. Die Betriebe müssen, so Listner, die Zusammensetzung ihrer Abluft, die sie in die TVA ableiten wollen, vorab melden, denn die TVA ist in der Lage, vier verschiedene Abluft-Qualitäten zu reinigen. Dass dabei alle Umweltgesetze beachtet werden und die Sicherheit von Mitarbeitern und Anwohnern durch den reibungslosen Betrieb der TVA gewahrt wird, dafür wird rund um die Uhr im Schichtbetrieb gesorgt.
Von der Steuerzentrale aus steht die Anlage unter Dauer-Beobachtung. Auf den Bildschirmen verfolgen die Diensthabenden, welche Unternehmen in welcher Menge und in welchem Zeitraum Abluft einspeisen, wie diese beschaffen ist und ob jede einzelne Komponente der Anlage fehlerfrei arbeitet. Von Letzterem überzeugen sich regelmäßig auch Spezialisten, erklärt Detlef Adam, Betriebsassistent der TVA. „Wie sind die Anlagenteile beschaffen, halten sie bestimmten Druckwerten stand, und vieles mehr – die Kollegen aus der Verfahrens- und Anlagensicherheit achten bei ihren regelmäßigen Begehungen auf jedes kleinste Detail und dokumentieren alles äußerst penibel“, erklärt er. Für Detlef Adam und für Betriebsleiter Uwe Listner ist Transparenz enorm wichtig. Deshalb laden sie regelmäßig zu öffentlichen Führungen ein, um Interessierte aufzuklären und Vertrauen bei der Bevölkerung aufzubauen. Dabei verweist Uwe Listner immer wieder mit Stolz auf die vorbildliche Unfallstatistik der Abluftverbrennungsanlage. „Seit mehr als 30 Jahren gab es hier keinen meldepflichtigen Unfall – nicht zuletzt dank der regelmäßigen Sicherheitsschulungen und auch zahlreicher Verbesserungsvorschläge unserer Mitarbeiter“, resümiert er.